Brief von Franz Xaver Gabelsberger an Johann Paul Posener
    vom 4. August 1843

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Übertragung:  

Franz Xaver  G a b e l s b e r g e r  an Herrn Johann Paul  P o s e n e r  in Graz

Brief vom 4. August 1843 (bisher unveröffentlicht)
 

Teuerster Freund!

Ich ergreife diesmal die angenehme Gelegenheit, Ihnen durch einen meiner wertesten und vorzüglichsten Schüler, Herrn Studierenden Gerber, persönlich einige Zeilen als Antwort auf Ihre schätzbare Zuschrift vom 10. August, wofür ich Ihnen sehr verbunden bin, zustellen zu lassen. Ich bin überzeugt, daß Ihnen dieser Besuch nicht unangenehm sein wird und daß Sie auch so gütig sein werden, ihn auf manches Merkwürdige in Ihrer Umgegend aufmerksam zu machen, sowie auch er nicht unterlassen wird, Ihnen von allem, was seit unserem letzten Briefwechsel in bezug auf Stenographie vorgegangen ist, mündlichen Bericht zu erstatten und Ihnen insbesondere auch einiges über meinen Fortschritt bezüglich der Tironischen Noten der Römer zu erzählen. Ich hoffe, Ihnen bis längstens Mitte Oktober mein neues Werk, mit dessen Vollendung ich sehr viel zu kämpfen hatte, zusenden zu können.

Was Sie mir von Herrn Heger in Wien gefälligst benachrichtigt haben, war mir so interessant als überraschend, da ich von ihm persönlich schon seit geraumer Zeit keine Nachricht mehr erhalten habe. Übrigens bin ich über diese Fortschritte der Verbreitung meiner Stenographie in Österreich sehr erfreut und bin Ihnen für diese Mitteilung ebenso sehr als für Ihre aufrichtige Teilnahme an diesem Ergebnisse zu Dank verpflichtet. Da der Überbringer dieses Briefes auch nach Wien zu reisen gesonnen ist, so werde ich mich auch von allem, was Herrn Heger betrifft, noch näher überzeugen lassen. Ich habe ihm längst versprochen, ihm auch die Lehre über die Prädikatkürzungen mitzuteilen, allein ich konnte nie mehr so viel Zeit gewinnen, ihm auch wie Ihnen eine Abschrift meines Manuskriptes zu senden, und so muß er sich gleichwohl gedulden, bis es gedruckt ist; eben darum besorge ich, daß er etwa glauben könnte, ich wäre gleichgültig gegen ihn oder wollte es ihm absichtlich nicht gewähren. Indessen werde ich nicht ermangeln, ihn für das lange Warten zu entschädigen.

Daß Sie so lange von Ihrer werten Familie getrennt leben müssen, bedaure ich und wünsche, daß Sie durch recht erfreuliche Fortschritte Ihrer lieben Kinder für diese Opfer entschädigt werden. Möchten wir bald zu einer allgemeinen Verzweigung der Eisenbahnen gelangen; dann würde ich doch auch einmal noch das Glück haben können, Sie in einem kurzen Ausflug besuchen und persönlich kennenzulernen. Indem ich für den herzlichen Ausdruck Ihres Wunsches für mein Wohlergehen danke und Ihnen nebst Ihrer schätzbaren Familie, der ich mich samt den Meinen gleichfalls höflichst empfehle, ein Gleiches wünsche, besiegle ich mit wahrer Verehrung

Ihr ergebenster Freund Gabelsberger

München, den 4. August 1843
 

(Übertragung des Originalmanuskripts: Hans Gebhardt, Eckersdorf, Juli 2000)

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