Beherrschen Sie die Verkehrsschrift bis ins Letzte?

    Von Dr. Hans-Jürgen Bäse, Braunschweig


    Wir setzen die im "Archiv" 2000/1 wieder aufgenommene Serie fort und wiederholen die damaligen Hinweise. Die teilweise extrem schwierigen Sätze des folgenden Textes sind zur Weiterbildung und auch Ausbildung von Lehrkräften für Kurzschrift gedacht. Sie sind nicht für Schüler bestimmt. Übertragen Sie die Texte und vergleichen Sie sie hinterher mit der Musterübertragung. Prüfen Sie kritisch, ob Sie die vorgeschlagene Schreibung akzeptieren. Wenn nicht, nehmen Sie Kontakt zum Autor auf. Das Regelwerk der DEK gestattet mitunter mehrere Schreibungen. Sie wurden nicht alle gezeigt.

    Wörter und Sätze stammen aus allen möglichen Quellen, in dieser Folge vornehmlich aus medizinischen Texten. Die Sätze wurden teils selbst gebildet, teils nach Vorlagen überarbeitet. Neben Sätzen mit seriösem Inhalt finden Sie auch Nonsenssätze. Nach Erfahrungen der Sprechausbildung und des Fremdsprachenunterrichts lassen sich in ihnen Schwierigkeiten bündeln; sie lassen sich so aber auch leichter bewältigen. Beispiele und Sätze sind ausschließlich unter stenografischen Gesichtspunkten ausgewählt worden. Weder die Forschungs- und Ausbildungsstätte noch die Redaktion und der Verfasser beziehen in irgendeiner Weise Stellung zu den genannten Personen, Waren oder Fakten.  

      Bei Herzinsuffizienz ist eine/ Digitalisierung erforderlich.

      Hyperforat ist ein pflanzliches Mit/tel zur Behandlung von psychischen Stö-

      rungen, Verstimmungen und Depressi/onen. Die fluoreszierende Sub-

      stanz Hypericin beschleunigt bio/logische Vorgänge im Organis

      mus und besitzt einen ausgeprägt psy/choregulierenden Effekt. Die hy-

       

      perämisierende und antiin/flammatorische Wirkung des Anti-

      thrombotikums und Antiphlogisti/kums wird durch die Salicylsäurekom-

      ponente des Präparats Thrombo-en/elbinsalbe unterstützt. AIIC

      und AITC sind interna/tionale Berufsverbände von

      Dolmetschern und Übersetzern. Bici/ron ist anzuwenden bei nichtbakte-

       

      riellen Entzündungen der Binde/haut, bei Reizerscheinungen am äuße-

      ren Auge, bei Reizzuständen der Au/gen durch Haftschalengebrauch und nach Au-

      genoperationen, bei Schwellungs/zuständen der ableitenden Tränen-

      wege, z. B. nach Sondieren. Dieses/ neuartige Antiallergikum

      und Antipruriginosum hat be/sondere Wirkungsqualitäten. Star-

       

      ke selektive Histaminhemmung/ und ausgeprägte Herabsetzung der

      Kapillarpermeabilität sind/ entscheidend für die zuverlässige

      Wirkung bei allergischen Erscheinun/gen. Was wisperst du "O wüsst' ichs doch!"?

      Über die Verwendung der Dispersions/farben bestand noch ein Dissens zwischen

      den Disponenten. Die slawistische/ Dissertation behandelte Dis-

       

      similationen im Slowaki/schen. Ein Dithyrambus war ursprünglich

      ein kultisches Weihelied auf Dio/nysos. In Andermatt im Kanton Uri,

      dem Hauptort des Urserentals, er/stand Andrea ein Buch von Martin An-

      dersen-Nexö. Decoderm comp.-Salbe/ ist ein spezifisches Hautcortico-

      id und Antibiotikum. Mari/ka Kilius errang viele Siege.

    Die Autografie befindet sich am Ende dieser Web-Seite. 

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    Zu unserem entsprechenden Text in Heft 2000/1 dieser Zeitschrift erreichte uns ein Leserbrief von Horst Grimm, Winsen an der Luhe. Er hat zuerst den stenografierten Text gelesen oder zu lesen versucht. Er schreibt weiter: "Hier hat sich meine Beobachtung bestätigt, dass viel zu oft zwanghaft zusammengeschrieben wird. Um Lesehemmungen und unhandliche Schreibweisen zu vermeiden, schlage ich folgende Schreibweisen unter Verwendung des Verbindungsbogens (§ 8.3 g SU) vor, der leider ein Schattendasein führt (1).

    Im Zusammenhang mit diesem Text eine Streitfrage: Was halten Sie und die Leser davon, das Wort "Arznei" mit eingelegtem n in z zu schreiben? Dass diese Schreibweise deutlicher ist als die Schreibweise mit Anreihung, kann wohl nicht bestritten werden. Reicht § 4.2 SU (unmittelbar aufeinander folgende Zeichen) in Verbindung mit § 4.7 (geringe Änderung bei der Verbindung der Zeichen) zur Legalisierung meiner Schreibweise aus? Ähnliches gilt für die Folgen sch + k und z + k, die besonders in Eigennamen häufig vorkommen. Beispiele: Arznei, Charles Aznavour, Hans Pfitzner; Petruschka, Joschka Fischer; Reizker (Pilzart), Marcel Reich-Ranitzki. (2)"

      Hinweis der Redaktion:

    Die SU 1924 kannte die besondere Verbindung "zn". An Beispielen führt die Ausgabe der SU 1924 (19. Tausend, Wolfenbüttel 1935) an: Kreuznach, Arznei, Glanznummer, zunahmen, zernagt. Am Wortanfang wurde "zu-" damals noch wie z geschrieben (3). - Der Rechtschreib-Duden 2000 hat nur die Stichwörter Znacht, ein schweizerisches mundartliches Wort für Abendessen, und  Znüni, ein schweizerisches mundartliches Wort für einen Vormittagsimbiss. "Meyers großes Taschenlexikon in 25 Bänden" verzeichnet die Stichwörter Znaim, tschechisch Znojmo, eine Stadt in Südmähren, außerdem den Namen des polnisch-amerikanischen Soziologen Znaniecki. Andere Beispiele: Vitznau, das Paznauntal. Zn ist das chemische Zeichen für Zink. (4).

    Die Konsonantenverbindung "schk" scheint bei der DEK 1924 keine Beachtung gefunden zu haben. Sie begegnet uns in Eigennamen wie Taschkent, Mischka, Jeschke, Plischke, Huschke; in Zusammensetzungen wie Tischkante, Fischkauf, Mischkalkulation, Mischkonzern, Mischkrug. Im Rechtschreib-Duden findet sich kein Stichwort, das mit schk beginnt. Das erwähnte Taschenlexikon verzeichnet die Stadt Schkeuditz, die Schkipetaren, den russischen Schriftsteller Schklowski und die Gemeinde Schkopau. - Anpassungen der DEK auf slawische Sprachen kennen diese Zeichenverbindung, so z. B. russ. škala = Skala, škaf = Schrank, škola = Schule, škura = Balg (eines Tieres), škurka = Schmirgelpapier. Auch der Name des russischen Dichters Puschkin gehört in diese Beispielreihe. Aus dem Tschechischen sind die Škoda-Werke bekannt. Im Serbischen und Kroatischen begegnen uns u. a. Wörter wie peškir = Handtuch, maškara = Maske, puška = Gewehr, Eigennamen wie das Gebirge Fruška Gora, der Zagreber Park Tuškanac. In Eigennamen kann sogar die Konsonantenverbindung schkr vorkommen, z. B. bei dem kroatischen Germanisten Škreb oder dem kroatischen Kurzschrifterfinder Škreblin (5). - Einem deutschen Trigraph sch entspricht in slawischen Wörtern š (auch bei der Transliteration aus Sprachen mit kyrillischer Schrift) oder im Polnischen sz.

    Es würde erheblich zur Deutlichkeit beitragen, wenn in solchen Fällen § 4.7 so interpretiert würde, dass Schreibungen analog dem Zeichen schn in § 2.1 möglich sind. Wie denken unsere Leser darüber?

    Autografie zu dem obigen Text und den Diskussionsbeiträgen:

    Seite 1 der Autografie

    Seite 2 der Autografie

    Seite 3 der Autografie

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