Die Schreibungen für Europa, Euro, Cent in der DEK


    Die Forschungs- und Ausbildungsstätte hat sich am 24. Januar 2001 an das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus gewandt und einfachere wahlfreie Schreibungen für Europa, Euro, Cent in der Verkehrsschrift der Deutschen Einheitskurzschrift vorgeschlagen. In dem Brief heißt es:

    "Mit der fortschreitenden Integration unseres Landes in die Europäische Union spielen auch für die Kurzschrift die Wörter Europa, Europas, Europäer, Europäerin, europäisch eine immer größere Rolle. Die Schreibung aller Wörter ist in der Verkehrsschrift sehr sperrig, zum Teil auch schwierig.

    Die Forschungs- und Ausbildungsstätte schlägt deshalb vor, im Verkehrsschriftunterricht wahlfrei ein Kürzel Europa = eup einzuführen. Es lässt sich zugleich für die mit Europä-/europä- gebildeten Wörter verwenden. Diese Schreibung ist 1992 in die Amtliche Beispielsammlung B zur Redeschrift eingeführt worden. Mit ihr ergeben sich geläufige Schreibungen für alle genannten Wörter. Die Lehrkräfte für Kurzschrift könnten ein solches Kürzel zwanglos einführen, sobald die entsprechenden Wörter von den Schülern geschrieben werden können.

    Als die letzte Reform der Deutschen Einheitskurzschrift 1968 eingeführt wurde, war die zunehmende Europäisierung unseres täglichen Lebens nicht abzusehen. Entsprechend wurde erst in der zweiten Systemstufe, der Eilschrift, eine Kürzung vorgesehen. Die seit 1992 in der Beispielsammlung B zur Redeschrift vorgesehene Kürzung ist erst nach 1968 entwickelt worden.

    Für die neue Währung Euro schlagen wir als Übernahme der Abkürzung aus der Langschrift EUR die Schreibung eur vor. Sie lässt sich auch dann verwenden, wenn Euro- erster Bestandteil von Zusammensetzungen ist: Euronorm, Europol, Euroland usw. Für die Abkürzung Cent ist das stenografische c zu verwenden. Beide Schreibungen entsprechen § 6.3 der Systemurkunde der Deutschen Einheitskurzschrift, wonach Abkürzungen aus der Langschrift in die Kurzschrift übertragen werden dürfen.

    Mit der wahlfreien Kürzung für Europa würde in § 13.5 b der Systemurkunde (Eilschrift) die Kürzung für Europa = Eua entfallen. In der Beispielsammlung A entfällt das Stichwort Europa."

    Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus hat den Brief am 22. Februar 2001 u. a. wie folgt beantwortet:

    "Es ist richtig, dass die kurzschriftliche Schreibung der Wörter Europa, Europas, Europäer, Europäerin, europäisch in der Verkehrsschrift sehr sperrig und zum Teil auch schwierig ist. Schon allein deshalb ist es von Vorteil, vereinfachte und verkürzte Schreibweisen für den Verkehrsschriftunterricht einzuführen.

    Die Übernahme der Vorschläge der Abkürzungen aus der Langschrift – EUR, Euroland, Euronorm, Cent = C – ist zu begrüßen.

    Ihrem Vorschlag, die Schreibungen wahlfrei einzuführen, stimme ich zu. Aus diesem Grunde ist es nicht erforderlich, z. B. die Lehrbücher zu ergänzen."

    -----

    Der Systemausschuss des Deutschen Stenografenbundes (DStB) hatte im Mai 1999 die von der Forschungs- und Ausbildungsstätte vorgeschlagene Form für Europa, von Hans Treschwig zunächst für die Redeschrift entwickelt, als Kürzel für eine mögliche Reform der Verkehrsschrift der DEK beschlossen. Für Euro war damals das buchstäbliche eu der Verkehrsschrift beschlossen worden.

    Im Oktober 2000 hatte der Gesamtvorstand des DStB abgelehnt, der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) die Einführung dieser wahlfreien Kürzel in die DEK vorzuschlagen. Es herrschte Besorgnis um die Einheit der DEK.

    Die Forschungs- und Ausbildungsstätte hat daraufhin dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus den eingangs genannten Vorschlag unterbreitet. Sie sah sich freilich nicht mehr an die für Euro ursprünglich beschlossene Form gebunden, sondern hat die einfacher zu schreibende Übernahme der Abkürzung aus der Langschrift vorgeschlagen.

    Die Antwort des bayerischen Kultusministeriums hat die Forschungs- und Ausbildungsstätte in der Gesamtvorstandssitzung des DStB im April 2001 vorgelegt und die Sache erneut zur Sprache gebracht. Darauf hat der Gesamtvorstand seinen Beschluss vom Oktober 2000 zurückgenommen. DStB-Präsident Karl Wilhelm Henke ist am 24. April 2001 bei der KMK vorstellig geworden.

    Das Sekretariat der KMK hat ihm darauf am 17. Juli 2001 geantwortet:

    "Der zuständige Fachausschuss der Kultusministerkonferenz hat die von Ihnen vorgelegten Vorschläge zur Einführung wahlfreier Kürzel auf seiner Sitzung Ende Juni beraten.

    Er bat das Sekretariat der Kultusministerkonferenz, Ihnen mitzuteilen, dass er Ihnen für die Pflege und Weiterentwicklung der Deutschen Einheitskurzschrift dankt. Gleichzeitig brachte der Ausschuss in der Sitzung zum Ausdruck, dass aus der Sicht der Kultusministerkonferenz der Einführung wahlfreier Kürzel 'euro, europa(ä)' durch den Deutschen Stenografenbund nichts entgegensteht."

    Damit können die genannten Formen im Kurzschriftunterricht verwendet werden.

    Nachbemerkung der Redaktion: Zu der Übernahme der Abkürzung C aus der Langschrift in die Kurzschrift hat Hans Treschwig, der die Verwendung von Zahlen in der DEK eingehend erforscht und seine Ergebnisse in einer Artikelserie in der "Deutschen Stenografen-Zeitung" veröffentlicht hat, 1999 in einem Gespräch mit mir Bedenken geäußert. Bei undeutlicher Schrift sah er seinerzeit die Möglichkeit der Verwechslung mit der Ziffer 3. Er gab damals der Schreibung c + Aufstrich-t den Vorzug.

    Ich selbst verwende in der Redeschrift für Euro nach Zahlen das Redeschrift-eu nach §§ 15.2 und 17.1. Eine solche Schreibung ist allerdings als Kürzung nach § 20.5 einzustufen; denn für die vokalische Anlautkürzung ist das Zeichen nicht zulässig. Wie die Kürzungen für Interview gemäß § 19.1 c und mit ihnen gemäß § 20.2 zeigen, nimmt es die Systemurkunde auch nicht so genau mit den entsprechenden Kürzungstechniken.

    Dr. Hans-Jürgen Bäse

    Hier die entsprechenden Schreibungen:

     

    © 2002 Forschungs- und Ausbildungsstätte für Kurzschrift und Textverarbeitung in Bayreuth E. V. Nachdruck oder anderweitige Verbreitung nur mit Genehmigung der Forschungs- und Ausbildungsstätte.